Da die Stimmgebung komplett auf die Tätigkeit von Muskeln aufbaut, lässt sie sich so auch wie ein Sport trainieren.
Dieser Sport kann unterschiedliche Ziele haben.
Je nachdem ob Du ein guter Sprecher, Redner, Sänger, Bauchredner, Stimmenimitator oder Vorleser werden willst.
Sport ist eine aktive Tätigkeit. Muskeln werden benutzt. Bewegungen und Bewegungsabläufe werden trainiert, wiederholt, wieder trainiert und immer wieder wiederholt, bis sie sich schließlich im Körpergedächtnis festsetzen und unbewusst ablaufen, sei es beim Spiel oder beim Wettkampf. Sport ist manchmal anstrengend doch tut am Ende immer gut. Aktivität und Bewegung verschaffen uns Wohlbefinden und Frische. Das Bewältigen von Herausforderungen belohnt uns mit Gefühlen von Glück und Zufriedenheit.
Stimmsport
Beim Stimmsport liegt der sportliche Schwerpunkt beim Training der Stimme, wie eben der Name schon sagt. Der Zusammenhang zwischen Sport und Stimme mag sich zunächst nicht gleich erschließen. Das liegt daran, dass wir die Stimme meist als etwas von der Natur Gegebenes ansehen, was sich nicht verändern lässt. Der Charakter unserer Stimme ist auch einzigartig und ein unverwechselbarer Ausdruck unserer Persönlichkeit. Wie wir aber mit unserer Stimme umgehen, wie wir sie benutzen oder auch trainieren können, entscheiden wir selbst.
Beim Stimmsport betrachten wir die Stimme zunächst als die Tätigkeit unzähliger Muskeln. Da wir unsere Stimme schon seit ewiger Zeit benutzen, sind uns diese Muskeln aber nicht immer bewusst. Außerdem haben wir zu den meisten dieser Muskeln auch keinen bewussten Zugriff. Man kann sie nicht sehen. Sie arbeiten im Verborgenen. Sie tun das, was sie tun müssen, wenn sie vom Gehirn die entsprechenden Befehle bekommen. Den Bewegungsablauf beim Aufschlag im Volleyball kann ich klar sehen, sogar in Zeitlupe. Die Bewegungsabläufe beim Gebrauch der Stimme sind unsichtbar.
Im Stimmsport erlangen wir einen Zugang zu diesen unsichtbaren Bewegungsabläufen. Meistens benutzen wir einfache körperliche Bewegungsabläufe, die sichtbar sind, klar nachvollziehbar, und trotzdem unmittelbar auf die Stimme wirken. Machmal helfen wir uns auch mit inneren Bilder und Vorstellungen, die uns den nötigen Zugang zu den Muskeln ermöglichen, die an den Bewegungsabläufen mitwirken.
Beim alltäglichen Sprechen denken wir nicht darüber nach, wie die Stimme funktioniert, sondern wir konzentrieren uns darauf, was wir sagen wollen. Hier spielen unser Wille zum Ausdruck aber auch unsere momentane Befindlichkeit eine Rolle. Die Stimme ist immer auch ein Ausdruck unserer inneren Stimmung. Wie geht es mir gerade? – Leider können wir unsere Mitmenschen hier nicht belügen. Und wenn wir es versuchen, wird es immer unglaubwürdig bleiben. Die Anderen sind nämlich auch Inhaber/innen einer Stimme und wissen instinktiv, was gerade los ist mit mir. Im schlimmsten Falle habe ich mein Gegenüber zwar irgendwie angesprochen aber nicht wirklich erreicht.
Stimmsport ist also nicht nur ein reines Training der Stimmmuskeln sondern auch ein mentales Training. Wir trainieren, geistig fokussiert zu bleiben und unsere Befindlichkeit mit in die Waagschale zu werfen. Im besten Fall ist diese Befindlichkeit gut, überzeugend, mitreissend.
Stimmsport heißt also:
– Training der körperlichen Muskulatur
– Training der geistigen Befindlichkeit